Expat-Ländersteckbrief Vereinigte Arabische Emirate

Geld, Sonne und Jobs im Überfluss?

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Auswandern in die Vereinigten Arabischen Emirate

Die Vereinigten Arabischen Emirate, kurz VAE, bestehen aus sieben Emiraten. Wirklich bekannt sind sie aber durch Dubai und Abu Dhabi. Hier scheint es Geld, Sonne und Jobs im Überfluss zu geben. Ein Traum für Auswanderer?

Bevölkerung

In den Vereinigten Arabischen Emiraten leben 8,5 Millionen Menschen. Davon sind ungefähr eine Million emiratische Staatsbürger, 55 Prozent der Bevölkerung kommen vom indischen Subkontinent, viele Araber aus anderen arabischen Staaten (circa zwei Millionen), viele Filipinos und Minderheiten aus so gut wie jedem Land der Welt. Das Sprichwort "die ganze Welt in einem Land" trifft auf die VAE bestimmt zu. Ein entsprechendes interkulturelles Feingefühl für das Leben in den Emiraten ist deshalb durchaus notwendig.

In der Geschäftswelt wird hauptsächlich Englisch gesprochen – im Alltag hat die Multinationalität des Landes ihren eigenen englischen "Slang" erschaffen, der hauptsächlich aus indischen Sprechweisen übernommen wurde. Außerhalb Dubais kann es schwierig werden, wenn man nur Englisch spricht, mit Arabisch kommt man hier deutlich weiter. 

Im Land existieren aufgrund der Gastarbeiter viele Parallelgesellschaften – sowohl kulturell als auch sozial. Die verschiedenen Lebensstandards sind mit denen der ersten bis dritten Welt zu vergleichen. Das bringt mit Blick auf das soziale Gefüge Probleme mit sich. Da sich viele meist nur vorübergehend im Land aufhalten, werden häufig keine engen Kontakte geschlossen. Niemand gibt seine Herkunftsidentität auf und die Geschlossenheit der emiratischen Gesellschaft macht Integration schwierig. Die Mehrheit der Einwohner ist männlich und im arbeitsfähigen Alter. Familien und ältere Menschen sieht man dagegen weniger.

Land

Die einzelnen Emirate unterscheiden sich sehr. Dubai gilt als moderne Vorzeigestadt, in der das Leben spielt; Abu Dhabi als Regierungshauptstadt und Ölzentrum; Sharjah als Kultur- und Bildungszentrum. In Ajman leben viele, die in Dubai arbeiten. In Ras Al Khaimah gibt es etwas Industrie und Tourismus, aber deutlich bescheidener als in Dubai. Der Rest zählt als Provinz.

Einreise

Reisende in die VAE erhalten am Flughafen kostenlos ein Besuchervisum, das 30 Tage gültig ist und gegen Gebühr um weitere 30 Tage verlängert werden kann. Alle anderen Visa werden von den jeweiligen Behörden im Land ausgestellt. Informationen zu den Visa, Kosten und Beantragung gibt es auf den Seiten des Innenministeriums.

Rechtlich ist der Aufenthalt an eine wirtschaftliche Tätigkeit gebunden. Häufig wird hierbei auch das Kafala-System genannt: Eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis ist an einen Sponsor gebunden. Das ist in der Regel ein Arbeitgeber oder man verfügt über eine Geschäftslizenz (Gewerbeanmeldung). Erlischt das Arbeitsverhältnis oder die Lizenz, bleiben nur einige Wochen, um das Land zu verlassen. Jeder Tag Fristüberschreitung wird mit Strafzahlungen zu Tagessätzen geahndet. Aufgrund des Kafala-Systems ist man vom Arbeitgeber abhängig und damit bei einem Arbeitsplatzwechsel recht unflexibel. Bis vor einigen Jahren war ein Arbeitgeberwechsel sogar ganz unmöglich und man musste das Land verlassen. Es gibt aber eine stetige Verbesserung der Arbeitnehmergesetze.

Tipp: Wer aktuell vor dieser Situation steht: Es besteht die Möglichkeit zur omanischen Grenze zu fahren und sein Visa in ein 90-tägiges Touristenvisum umzuwechseln ("Visarun"; im Volksmund). Das funktioniert aber nur alle 180 Tage.

Rechtssystem

Das Zivilrecht; Familienrecht, Erbrecht, Strafrecht usw. orientiert sich teilweise an der islamischen Rechtsprechung. Dieses gilt auch für Ausländer anderer Religionen. Sexuelle Werbung ist verpönt und in der Öffentlichkeit verboten. Auch Alkohol ist in der Öffentlichkeit verboten; Pornos, unehelicher Sex, homosexuelle Handlungen und Prostitution sind strafbar, Blasphemie und Beleidigungen der Herrscher ebenfalls.

Gesetze und Regulierungen der Verwaltung wurden erst in den letzten Jahren ernster genommen und schrittweise in die Praxis umgesetzt. Im Zuge dessen wird auch an der Organisation und der Strukturierung gearbeitet, um mit der wachsenden Anzahl von Einwohnern und deren Bedürfnissen zurecht zu kommen. Dieses Vorgehen beinhaltet ständige Gesetzesreformen, Neuregulierungen und Regeländerungen. Leider mit dem Nachteil, dass Behörden sich teilweise selbst nicht mehr auskennen.

Immobilien

Die Wohnungssuche läuft meistens über einen Vermittler und ist mit hohen Gebühren verbunden. Mietverträge werden für ganze Jahre abgeschlossen. Die Immobilien- und Mietpreise schwanken stark. Einen offiziellen Preisindex gibt es nicht. Vermittler und Makler argumentieren gerne: "Zur Zeit ist die Miete ganz besonders hoch und Immobilien sind sehr gefragt."

Die Mietpreise schwanken von Emirat zu Emirat sehr stark. Wer in Dubai arbeitet, kann in Sharjah oder Ajman günstig wohnen, muss aber den täglichen Berufsverkehr einkalkulieren. Außerdem sind die Lebensqualität und der Standard der Immobilien dort nicht mit Dubai vergleichbar.

Wirtschaft

Vorteile des Standortes Vereinigte Arabische Emirate sind die geografische Lage, um wichtige Märkte zu erreichen, günstige Arbeitskräfte, eine stabile politische Lage, gute Infrastruktur und günstige Steuern. Als Nachteil darf man jedoch die teilweise schwierigen Rahmenbedingungen nicht übersehen. Man muss sich in den VAE über folgendes im Klaren sein: Es ist sehr heiß – trotzdem sind Werkstätten und andere Arbeitsräume normalerweise nicht klimatisiert. Das Kafala-System hat auch seine Eigenart und die Rechtsprechung im Land ist sehr langsam und unorganisiert. Gesetzeslücken und Unwissenheit anderer werden von einigen schwarzen Schafen unter den Arbeitgebern ausgenutzt.

Die Emiraties arbeiten an Verbesserungen der Situation. Schrittweise werden bessere Arbeitsrechte durchgesetzt. So werden beispielsweise Gehaltszahlungen staatlich überwacht, was wiederum zur Folge hat, dass sich Firmen abwenden und woanders Fuß fassen. Gewerkschaften, Betriebsräte und andere Interessenvertretungen gibt es jedoch nicht.

Wichtige Branchen sind Öl, Logistik, Verteidigung, Gesundheit, Handel und Produktion für den Export. Das A und O der Geschäftswelt sind persönliche Beziehungen. Verträge und Geschäfte werden nicht immer aus rationalen Gründen abgeschlossen. Vertrautheit und Vertrauen sind wichtig. Ausschreibungen werden öffentlich und elektronisch bekannt gemacht. Aussicht auf Erfolg gibt es aber nur mit Vitamin B.

Die einzelnen Freezones und Gewerbeparks werben weltweit mit ihren Konditionen. Lizenzen, Arbeitsgenehmigungen und die Ausstellung von Dokumenten benötigen dann aber meist mehr Zeit und sind kostspieliger als im Voraus versprochen. Die Steuervergünstigungen können so unter Umständen durch die ungeplanten Kosten und den Zeitverlust wieder verlorengehen.

Arbeit

Wenn man über "Arbeiten in den Emiraten" spricht, denkt man an das hohe Lohnniveau. Die Goldgräberstimmung auf dem Stellenmarkt gehört jedoch der Vergangenheit an. Gut ausgebildete Arbeitskräfte jeden Fachbereiches kommen mittlerweile auch aus Billiglohnländern und arbeiten für einen Bruchteil des Lohnes, den Deutsche erwarten. Um wirklich gut bezahlt zu werden, muss man mit speziellen Fähigkeiten im Fachbereich aufwarten.

Arbeitssuchende gibt es genug – mehr als offene Stellen. Man wundert sich, wie viele Deutsche und Europäer in den VAE auf Stellensuche sind. Auch hier sind Beziehungen und Kontakte das Wichtigste. Eine Bewerbung wird am besten digital versendet. Die besten Chancen auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch hat, wer schon vor Ort ist. Die Chance, direkt aus dem Ausland angeworben zu werden und dann Flugtickets, Umzug usw. bezahlt zu bekommen, ist selten geworden. Stellenvermittler sind nicht alle seriös. Eine weitere Möglichkeit ist es, direkt vor Ort in der Personalabteilung anzufragen. Grundsätzlich gilt dabei: Geduld haben. Eine Antwort kann sehr lange dauern – teilweise sogar sechs bis zwölf Monate nach Bewerbungseingang.

Die Lohnklassen sind erst nach Nationalitäten und dann nach Qualifikation eingeteilt. Diese Lohneinteilung sieht im Groben so aus: Schwarz-Afrikaner sind zusammen mit Asiaten in der untersten Kategorie, dann folgen Inder, danach Fern-Ost-Asiaten, dann Araber aus Nicht-Gold-Staaten und in der zweitobersten Kategorie die Europäer. An der Spitze stehen die Einheimischen der VAE. In den einzelnen Kategorien der Nationalitäten wird dann nach Qualifikationsstand sortiert. Zudem gibt es gesetzliche Mindestlöhne, nach Nationalitäten geordnet. So dürfen bestimmte Berufe von bestimmten Nationalitäten nicht ausgeübt werden, da dort zu wenig gezahlt wird.

Der Lohn selbst wird immer netto auf die Hand gezahlt. Gesetzlich vorgeschrieben ist zudem eine Abfindung bei Beendigung des Arbeitsvertrages. Allerdings gibt es keine Sozialleistungen wie Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung oder Krankenversicherung. Zusammen mit der Miete und den sonstigen Lebenskosten kommen hier dann schnell hohe Summen zusammen.

Auch beim Verständnis des deutschen Bildungssystems und seinen Abschlüssen gibt es häufig Probleme. Man orientiert sich in den VAE an dem englischen Bildungssystem. Eine duale Berufsausbildung, also ein "Vocational Training" wird oftmals als etwas Minderwertiges eingestuft. Man sollte sich mit den Bedeutungen wie "Diploma" und "Degree" sowie Berufsbezeichnungen wie "engineer" und "technician" vertraut machen, bevor man im Bewerbungsgespräch darüber spricht.

Ausländische Arbeitnehmer, die eine Anstellung finden, erhalten ungeachtet ihrer Herkunft umgehend eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Vorher müssen sie allerdings noch einen Gesundheitstest bestehen. Die Regelung, dass ein Arbeitnehmer bei Verlust der Stelle nach 30 Tagen das Land verlassen muss, wenn er keine neue Anstellung findet, wurde 2009 abgeschafft. Eine Sponsorship muss erst aufgekündigt sein, bevor man eine andere Arbeitsstelle aufnehmen kann. Eine Eskalation mit dem Arbeitgeber ist nicht zu empfehlen. Unter Umständen kann es nämlich sein, dass der Reisepass einbehalten wird und so die Ausreise unmöglich ist, bis es zum Prozess kommt. Es empfiehlt sich daher, im Einverständnis mit dem Arbeitgeber eine Vereinbarung zu treffen und diese schriftlich festzuhalten.

Sicherheit

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind eines der sichersten Länder der Welt. Das hat zum einen damit zu tun, dass es unter Ausländern keine Arbeitslosigkeit gibt und arbeitslose Emiratis finanziell abgesichert sind. Zum anderen liegt es vor allem an der Prävention und Überwachung durch das staatliche Sicherheitswesen in den Großstädten.

Jeder, der ein Arbeitsvisum beantragt, wird hinsichtlich Sicherheitsbedenken überprüft. Eine bestimmte Nationalität kann daher schon ein Grund zur Ablehnung des Visums sein. Wer im Land straffällig wird oder gegen wen auch nur der Verdacht einer Straftat vorliegt, kann sehr schnell abgeschoben werden. Bricht im Herkunftsland ein Konflikt aus, kann auch dies schon ein Grund für eine Abschiebung sein.

Diese strenge Überwachung findet auch in den sozialen Medien statt. Das Veröffentlichen von Beiträgen zu politischen Themen, zu Unfällen, Katastrophen und auch die Verbreitung von Gerüchten können zu Geld- und Gefängnisstrafen führen. Internet, Fernsehen und alle anderen Medien durchlaufen eine politische und moralische Zensur. Private Versammlungen und Vereinigungen wurden in der letzten Zeit schrittweise eingeschränkt.

Die Polizei ist bei einem Notfall sehr schnell vor Ort und verhält sich immer fair. Korruption gibt es keine. Bestechung sowie die Annahme von Schmiergeldern wird hart bestraft.

Gesundheit

Der allgemeine Hygienestandard ist gut. Restaurants und Geschäfte werden von der Gesundheitsbehörde kontrolliert. Leitungswasser sollte jedoch nicht getrunken werden. 

Staatliche Krankenhäuser gewähren eine kostenlose Erstversorgung. Über deren Definition lässt sich jedoch streiten. Alle weiteren medizinischen Leistungen werden in staatlichen oder privaten Krankenhäusern angeboten. Die Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis variieren hierbei recht stark. Im Allgemeinen kann man jedoch Leistungen in annehmbarer Qualität zu günstigeren Preisen als in Deutschland bekommen.

Bei wem jedoch riskante Eingriffe und Behandlungen anstehen, sollte diese wenn möglich in Deutschland vornehmen lassen. Die Organisationsstruktur und das Verantwortungsbewusstsein in den VAE sprechen gegen eine Behandlung vor Ort.

Ansprechpartner bei Fragen und verantwortlich für den Inhalt

Nick Meyer-Welz
1980 in Wittingen geboren
Ajman Vereinigte Arabische Emirate
E-Mail: abuhanife@yahoo.de
00971 551582104

Ausbildung und Beschäftigung im Karosseriebau bei Volkswagen Wolfsburg.
2006 - 2011 in West-Afrika und seit 2011 in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Fahrzeugbau tätig.

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