Expat-Ländersteckbrief Spanien

Nicht nur Stierkampf und Flamenco

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Auswandern nach Spanien

Als Tourismusziel liegt Spanien weltweit auf Platz drei. Aber auch bei deutschen Auswanderern erfreut sich das Land großer Beliebtheit. Trotz wirtschaftlicher Schwäche lockt Spanien mit angenehmem Klima und guter Lebensqualität. Es zählt zu den sehr hoch entwickelten Ländern und zu den zwanzig größten Export- und Importnationen. Die Hauptstadt und größte Metropole ist Madrid, weitere Ballungszentren sind Barcelona, Valencia, Sevilla, Bilbao, Zaragoza und Malaga.

EU-Bürger können jederzeit mit einem gültigen Personalausweis oder Reisepass nach Spanien einreisen. Wer länger als drei Monate bleiben will, muss sich anmelden. Das Ausländeramt (Oficina de Extranjeros) oder die zuständige Polizeidienststelle übernimmt den Eintrag in das Zentralregister für Ausländer. Mit dem Pass und einem Wohnungsnachweis, zum Beispiel dem Mietvertrag, bekommen Ausländer auch eine Numero de Identificacion de Extranjeros (NIE). Diese Nummer braucht man, um als Ausländer in Spanien arbeiten zu dürfen.

Arbeiten in Spanien

Die Arbeitslosigkeit ist zwar seit dem Höhepunkt der Krise um etwa eine Million Menschen zurückgegangen, doch damit sind immer noch über drei Millionen arbeitslos gemeldet. Somit liegt die Arbeitslosenquote bei gut 20 Prozent. Besonders hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit mit 50 Prozent bei den16 bis 25 Jährigen. In Deutschland sind nur rund vier Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos.

Der spanische Arbeitsmarkt gilt im EU-Vergleich als eher leicht zugänglich für Ausländer. Seit der Wirtschaftskrise haben am ehesten hochqualifizierte und junge Arbeitssuchende mit guten Englisch- und Spanischkenntnissen Chancen auf dem spanischen Arbeitsmarkt. In einigen Regionen Spaniens (Mallorca, Alicante, Costa del Sol) gibt es zwar starke deutsche Zentren und man kommt auch ohne Spanisch durch, aber für die Integration ist Spanisch sinnvoll.

Arbeitgeber können Verträge bis 9 Monate befristen. Löhne sind im Durchschnitt etwas niedriger als in Deutschland. Die wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden ist häufig auf sechs Arbeitstage verteilt, der Samstag in vielen Berufen ein normaler Werktag. Für eine Siesta wird die Arbeit zwischen 14 und 17 Uhr unterbrochen. Es gibt 30 Urlaubstage im Jahr plus zehn nationale Feiertage. Einem hohen Anteil junger Arbeitnehmer mit Zeitverträgen und einem Monatsgehalt von unter 1000 Euro stehen vergleichsweise wenige unbefristete Arbeitsverhältnisse gegenüber. Schwarzarbeit ist vor allem in der Hotellerie, im Gastgewerbe, in der Landwirtschaft und am Bau ein Thema.

Wirtschaft

Spanien ist geprägt von großen wirtschaftlichen Unterschieden zwischen den einzelnen autonomen Gemeinschaften. Wichtigste Wirtschaftszweige sind der Tourismus, das Bauwesen, die Kommunikations- und Informationstechnik, metallverarbeitende Industrie, Maschinenbau, Landwirtschaft und Petrochemie. In Spanien werden folgende Agrarprodukte produziert: Getreide, Gemüse, Oliven, Weintrauben, Zuckerrüben, Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen, Fleisch, Milchprodukte, Seefisch und Meeresfrüchte.

In Spanien sind einige erfolgreiche internationale Unternehmen ansässig, wie beispielsweise die Santander Bank und Seat, außerdem spanische Unternehmen wie Telefonica und Repsol YPF. Die Struktur der spanischen Wirtschaft weist eine für Industrienationen typische Verteilung auf: 68 Prozent Dienstleistungen, 20 Prozent verarbeitende Industrie, 9 Prozent Bauwirtschaft, 3 Prozent Landwirtschaft.

Das Wachstum der Jahre vor der Krise wurde wesentlich von einem Immobilienboom getragen. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds war Spanien im Jahr 2011 die zwölftgrößte Volkswirtschaft weltweit. Im Rahmen der Finanzkrise 2009 platzte die Immobilienblase. Da der Immobiliensektor fast ein Drittel des BIP erwirtschaftete, wirkte sich der Crash stark aus. Da die Immobilienpreise stark fielen, sind sehr viele Haushalte überschuldet. Es folgten Jahre der Rezession und Stagnation.

Wohnungen

Wie in jedem anderen Land sind die Wohnungsmieten in den Großstädten generell höher als in Vororten oder kleineren Städten. Die Mietpreise an der Küste (Costa Blanca) werden durchaus als angemessen angesehen. Wen es nach Barcelona zieht, sollte etwas mehr Geduld bei der Wohnungssuche einplanen, denn hier stehen so gut wie keine Wohnungen leer. Anders sieht es hingegen in Regionen wie Alicante aus: Das Angebot an Häusern und Wohnungen ist hier groß. Viele spanische Familien haben neben einer Wohnung in der Stadt ein Wochenendhaus auf dem Land oder am Meer. Auf einen spanischen Haushalt kommen etwa 1,5 Wohnungen.

Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten in Spanien sind im Durchschnitt etwas niedriger als in Deutschland. Vor allem in Andalusien und Valencia sind die Preise in Folge der Wirtschaftskrise gesunken. In anderen Regionen sind die Preise für Miete und Lebensmittel dagegen zum Teil stark gestiegen. Supermärkte in den Zentren der Großstädte sind teurer als in Deutschland, es lohnt sich deshalb, auf den Märkten (mercados) der umliegenden Dörfer einzukaufen.

Sozial- und Krankenversicherung

Wer seine Vollzeitstelle verliert und zuvor mindestens sechs Monate beschäftigt war, hat Anrecht auf staatliche Unterstützung, auch als ausländischer Arbeitnehmer. Die spanische Sozialversicherung stellt aber lediglich eine Grundver-sorgung dar, die nicht mit der deutschen Sozialversicherung vergleichbar ist.

Dank des Sozialversicherungsabkommens innerhalb der EU hat jeder in Deutschland gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen in Spanien. Voraussetzung ist aber ein deutscher Wohnsitz. Dann werden mit einer Europäischen Krankenversicherungskarte Leistungen auf spanischem Niveau erstattet. Die Beiträge für die spanische gesetzliche Krankenversicherung sind sehr viel geringer als in Deutschland.

Zwar ist die ärztliche Versorgung in Spanien durchaus mit der in Deutschland vergleichbar. Viele Leistungen, die in Deutschland kostenfrei sind, müssen bei Ärzten oder Krankenhäusern jedoch privat abgerechnet werden. Die meisten Spanier haben aus diesem Grund zusätzlich eine private Krankenversicherung. Deutsche in Spanien sollten daher ja nach Aufenthaltsdauer eine Auslandskrankenversicherung oder eine internationale Krankenversicherung abzuschließen.

Klima

Spanien ist von drei Klimazonen geprägt: gemäßigtes maritimes Klima im Norden, herrscht,  kontinentaleres Klima mit Temperaturschwankungen in der Mitte des Landes und subtropisches Klima im Süden.

Bevölkerung

Seit der Jahrtausendwende stieg die spanische Bevölkerung um rund 7 Millionen Menschen an. Ein Großteil des Zuwachses machen rund 5 Millionen Ausländer aus. Damit sind 5,8 Millionen bzw. 12 Prozent der Einwohner Ausländer. Im Vergleich mit dem Rest der EU liegt Spanien in absoluten Zahlen auf Rang zwei hinter Deutschland. Die meisten Einwanderer stammen aus Rumänien, den Maghreb-Staate. oder Lateinamerika. Für US-Amerikaner, Briten und rund 150.000 Deutsche ist Spanien ein beliebter Altersruhesitz.

Spanische Kultur

Die Lebensweise der Spanier ist durch reichhaltige Traditionen, wie die Siesta, den Flamenco und den Stierkampf sowie durch Künstler wie Velasquez bis Picasso geprägt. Spanien hat viele Facetten und Subkulturen. Katalonien, das Baskenland und Galizien haben sich eine große kulturelle Eigenständigkeit bewahrt. Heutzutage besteht Spaniens multikulturelle Bevölkerung unter anderem aus Briten, Franzosen, Deutschen und Menschen aus Marokko und Ecuador, was auf die lange Verbundenheit Spaniens mit Südamerika zurückzuführen ist.

Fazit

Spanien eignet sich für Menschen, die dauerhaft im Ausland leben wollen und nicht mehr arbeiten müssen. Für Spanien sprechen das warme Klima und die niedrigeren Lebenshaltungskosten. Allerdings ist es in Spanien seit der Wirtschaftskrise sehr schwer, Arbeit zu finden.

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