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Neues Buch zum Thema Rückkehrschock

31.05.2022 | Mona Gabriel

Zuhause, aber trotzdem fremd – Wie deutsche Expats den Rückkehrschock verarbeiten (von Mona Gabriel)

Im Expat-Leben hat man es immer wieder mit Kulturschocks zu tun. Wer für längere Zeit ins Ausland geht - sei es nun als junger Mensch als Student, Au Pair, im Freiwilligendienst oder im späteren Berufsleben –, bereitet sich meist gut auf den Neustart in der fremden Kultur vor. In vielen Firmen gibt es dazu Unterstützungsprogramme und Coachings.

Weniger Augenmerk legen die meisten Expats und auch Firmen auf die Rückkehr nach Deutschland. Da sollte es ja nicht zu einem Kulturschock kommen, da es in die eigene Heimat zurück geht. Dass es sich dabei um einen Trugschluss handelt, merken die Rückkehrer dann meist recht schnell. Der umgekehrte Kulturschock wird von erfahrenen Expats (also Menschen, die das ganze Prozedere schon mehrfach mitgemacht haben) nämlich oftmals als schwieriger beschrieben als die Integration in der neuen Heimat beim Weggang.

Aber woran liegt das eigentlich? Zunächst einmal kommt diese Rückkehrkrise (es handelt sich eher um einen Zeitraum als um ein echtes Schockerlebnis) für viele gänzlich unerwartet. Gleichzeitig unterschätzen viele Rückkehrer, welche Veränderungen sie selbst als Person im Ausland verinnerlicht haben, während die Zeit in Deutschland natürlich auch nicht stehen geblieben ist. Es trifft also eine neue, veränderte Person auf neue veränderte Gegebenheiten in Deutschland.

Ein Beispiel dazu: Man kommt zurück an den Ursprungsort, vielleicht sogar ins selbe Haus, das man zwischenzeitlich nur untervermietet hatte. Die Kinder können sogar wieder dieselbe Schule besuchen. Doch plötzlich und trotz aller auch während der Auslandszeit gut gepflegter Kontakte stellt man nach ein paar Monaten fest, dass sich die ursprüngliche Nähe mit der besten Freundin nicht wieder einstellen will. Das kann bei Erwachsenen passieren, die vielleicht während des Auslandsaufenthalts ganz neue Interessen entwickelt haben. Besonders verstörend sind diese Effekte aber für Jugendliche, die sich ihrem alten Freundeskreis nicht mehr zugehörig fühlen, die sozialen Codes der Peergroup nicht mehr verstehen, oder sich aufgrund veränderter Lehrmethoden in der Schule nicht mehr zurechtfinden.

Auf den ersten Blick sind dies Äußerlichkeiten, die sich mit der Zeit sicher auch irgendwann anpassen. Aber: Heute sehen Psychologen in der Krise der Rückkehr aus einem fremden Land ein ebenso großes Stressereignis wie eine Trennung oder den Verlust eines nahen Angehörigen. Die Auswirkungen auf die Persönlichkeit können immens sein und gerade Jugendliche, aber auch Erwachsene ziemlich aus der Bahn werfen.

Familien, in denen noch nie ein Familienmitglied den Ursprungsort für längere Zeit verlassen hat, reagieren vielleicht mit Unverständnis oder die Rückkehrer selbst fremdeln mit bisher automatisch übernommenen Ritualen oder Sichtweisen. Dazu kommt oft eine Abweichung zwischen Fremdwahrnehmung und eigenem Selbstbild. Während man selbst die eigenen Erlebnisse aus dem Ausland einfach nur teilen möchte, empfinden die Daheimgebliebenen die Berichte der Rückkehrer als Arroganz oder Angeberei. Oder im Überschwang der Wiedersehensfreude können die Rückkehrer ihre Gefühle der Trauer über den Verlust ihrer Heimat auf Zeit im Ausland nicht wirklich äußern und fühlen sich deshalb unverstanden und fehl am Platz. Das Gefühl, mit den eigenen Erfahrungen eigentlich nirgendwo hinzukönnen und sich fremd zu fühlen, begleitet rückkehrende Expats oft über viele Wochen oder sogar Monate.

Inzwischen gibt es in manchen Firmen auch Seminare zur Reintegration von Rückkehrern – ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn natürlich können es sich Unternehmen heute nicht mehr leisten, wenn Rückkehrer nach kurzer Zeit im alten Unternehmen wegen mangelnder Wertschätzung und fehlender Planung frustriert das Handtuch werfen und die Firma verlassen (laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers und der Cranfield School of Management verlassen bis zu 25% der Rückkehrer innerhalb eines Jahres das Unternehmen, das sie ursprünglich entsandt hat). Doch in den Unternehmen kümmert man sich naturgemäß schwerpunktmäßig (nur) um alle Themen, die die Reintegration im Beruf betreffen: Fortbildungen, Repatriate-Schulungen und Vernetzungen.

Für ein langfristig zufriedenes Expat-Leben sind die Verwerfungen im privaten Bereich jedoch mindestens genauso wichtig und herausfordernd. Auch dazu gibt es inzwischen immer mehr Unterstützung in Form von Coachings oder Beratungen. In diesen kann man sich gezielt mit den Problemfeldern Beziehungen (Familie, Freundschaften, Partnerschaften) und den besonderen psychologischen Herausforderungen für Kinder und Jugendliche auseinandersetzen.

In ihrem Buch "Zuhause, aber trotzdem fremd – Wie deutsche Expats den Rückkehrschock bewältigen" trägt Mona Gabriel nun aus einer Vielzahl von Interviews und intensiven Recherchen alle Aspekte zusammen: Psychologische Einflussfaktoren und  die verschiedenen Phasen des Rückkehrschocks werden ausführlich beleuchtet und eine Vielzahl von echten Rückkehrern berichten von ihren Erfahrungen. Im zweiten Teil des Buches widmet sich die Autorin dann ganz den Bewältigungsstrategien für jede Phase der Krise und gibt Tipps, wie eine gute Rückkehr gelingen kann. Denn dazu kann man selbst tatsächlich zu jedem Zeitpunkt des Expat-Erlebnisses eine ganze Menge tun. Es beginnt mit Gedanken vor dem Auslandsaufenthalt, führt über Anregungen, wie man während des Aufenthalts am besten Kontakt hält und schließlich den Abschied im Ausland gestaltet, bis hin zu einer möglichst sanften Landung im deutschen Alltag.

Mehr dazu hier:

Mona Gabriel:  Zuhause, aber trotzdem fremd –Wie deutsche Expats den Rückkehrschock 

bewältigen
Ein Ratgeber für alle Expats bei der Rückkehr nach Deutschland

Erhältlich bei Amazon. Taschenbuch: 14,98€, E-Book: 9,99€

 

Über die Autorin

Mona Gabriel hat schon als Kind die Höhen und Tiefen des Expat-Lebens am eigenen Leibe erlebt. Geboren bei einem Auslandsaufenthalt ihrer Eltern in den USA verbrachte sie ihre Jugend in Deutschland, Frankreich und den USA. Als junge Erwachsene ging sie für ein Jahr nach Kalifornien. Für ihr Studium kehrte sie nach Deutschland zurück und arbeitete anschließend zwei Jahre im internationalen Marketing eines medizinischen Fachverlags. Mit ihrem Mann und zwei Kindern verbrachte sie später drei Jahre in Bratislava, Slowakei. Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet sie als freiberufliche Redakteurin und Lektorin. Als Relocation Consultant begleitet sie außerdem seit 2017 Expats bei der Wiedereingliederung in Deutschland. Heute lebt Mona Gabriel in Leipzig.