Expat-Ländersteckbrief Polen

Die östlichen Nachbarn

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Auswandern nach Polen

Wer vor einigen Jahren Polen als Ziel seiner Träume genannt hat, wurde nicht selten dafür belächelt. War es doch häufiger der Fall, dass die polnischen Bürger ihr Glück in Deutschland gesucht haben. Das hat sich bis heute zwar nicht vollständig geändert, aber Polen ist mittlerweile auch für deutsche Arbeitnehmer ein attraktives Land geworden. Ein Grund dafür ist sicherlich der Beitritt Polens zur EU. Aber auch die Jobchancen, Kultur und die Natur werden oft als Gründe von Auswanderern genannt.

Einreise

Nachdem Polen im Mai 2004 der EU beigetreten ist, darf jeder EU-Bürger ohne Visum nach Polen einreisen und sich dort aufhalten. Da Polen Ende 2007 auch dem Schengener Abkommen beigetreten ist, wird grundsätzlich auf Grenzkontrollen verzichtet. Deutsche Staatsangehörige, die auch einen polnischen Pass besitzen, müssen sich in Polen mit ihrem polnischen Dokument ausweisen.

Ausländer müssen sich in Polen spätestens drei Monate nach der Einreise bei der örtlichen Behörde anmelden. EU-Bürger dürfen länger als drei Monate in Polen bleiben, wenn sie mindestens krankenversichert, Arbeitnehmer, Student oder Auszubildender sind oder einen polnischen Staatsbürger zum Ehepartner haben. Wer weiß, dass er länger im Land bleibt, muss seinen Aufenthalt registrieren. Nach 5 Jahren ununterbrochenen Aufenthalts in Polen, erwerben EU-Bürger ein Daueraufenthaltsrecht. Nicht-EU Bürger dagegen müssen ein Visum beantragen.

Wirtschaft

Die polnische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Wo früher noch die Landwirtschaft dominierte, sind jetzt vor allem der Dienstleistungssektor, aber auch die Industrieproduktion wichtig geworden. In der Landwirtschaft ist Polen vor allem bei der Produktion und beim Export von Bio-Produkten immer noch sehr stark. Hier werden die Anbauflächen auch stetig erweitert. Für Arbeitssuchende ist es sicher interessant, dass 80 Prozent Klein- und Kleinstbetriebe sind.

Im industriellen Sektor wurden vor allem vor der Jahrtausendwende viele große Betriebe geschlossen. Danach begann eine Zeit der Investitionen – vor allem in der Elektro- und Automobilindustrie. Die modernisierten Unternehmen sind heute gleichwertige Global Players. Nicht zu vernachlässigen sind auch die ausländischen Firmen, welche aufgrund der gut ausgebildeten Mitarbeiter und der geringen Kosten für Arbeitskräfte nach Polen expandierten. Auch der steigende inländische Konsum ist ein starker Anreiz. Der Bergbau bietet mit großen Unternehmen auch gute Arbeitschancen. Polen fördert die größten Mengen Kupfer und Silber in Europa. Firmen zur Weiterveredelung dieser Bodenschätze gibt es weiterhin im ganzen Land.

Der Dienstleistungssektor macht über 50 Prozent des BIP aus. In diesem Bereich wird es für ausländische Arbeitssuchende wohl die besten Chancen geben.

Arbeiten

Seit Januar 2007 benötigen deutsche Staatsangehörige für einen Job in Polen keine Arbeitserlaubnis mehr. Doch nicht jeder Arbeitswillige findet auch einen Job: Viele Polen sind immer besser ausgebildet, um qualifizierte Stellen zu besetzen. Außerdem ist die Arbeitslosenquote mit 8 Prozent relativ hoch. Fachkräfte wie Ingenieure, medizinisches Personal oder kaufmännische Facharbeiter werden aber weiterhin gesucht. Wer nicht zu diesem Kreis gehört, sollte einen hohen Ausbildungsstand haben und Polnisch sprechen, auch wenn in großen Unternehmen oft Englisch Arbeitssprache ist.

Auch mehr als zehn Jahre nach dem Beitritt zur EU expandieren polnische Firmen stark in Richtung Westen, deshalb sind Deutsche mit europäischen Sprachkenntnissen weiter sehr gefragt. Vor allem der Handel betrachtet die Erweiterung als große Chance: Polnische Firmen bauen ihre Aktivitäten in der EU aus – deutsche Firmen erschließen den polnischen Markt für sich.

Bei der polnischen Arbeitsbehörde "Serwis Urzedów Pracy" sind Stellen für Ausländer eher die Ausnahme. Jedoch finden sich im Internet sowohl auf deutschen als auch auf polnischen Jobbörsen stets aktuelle Stellenangebote: http://www.pracuj.pl/ oder http://www.jobs.pl/.

Sozialversicherung

Im Sozialversicherungssystem unterliegen EU-Bürger den gleichen Regelungen wie polnische Staatsbürger. Alle weiteren Informationen zur Sozialversicherung in Polen sind auf der Seite „Sozialversicherungsrecht in Polen“ zusammengefasst.

Medizinische Versorgung und Krankenversicherung

Bei einem befristeten Aufenthalt in Polen ist jeder Bürger der EU über die gesetzliche Krankenversicherung seines Heimatlandes bzw. die Europäische Versichertenkarte abgesichert. Er bekommt dann Leistungen nach polnischem Krankenversicherungsniveau. Wer länger in Polen lebt, kann sich entweder im polnischen System versichern (Woiwodschafts-Zweigstelle des Nationalen Gesundheitsfonds) oder eine private Auslandskrankenversicherung abschließen.

Bei einer Arbeitsaufnahme in Polen werden Arbeitnehmer Mitglieder in der obligatorischen Krankenversicherung. Ehepartner, Kinder (in Ausbildung bis zum 26. Lebensjahr) und ggf. die Eltern sind mitversichert, wenn sie den gleichen Aufenthaltsort (Wohnort? Häusliche Gemeinschaft? Familienversicherung) haben. Das polnische Gesundheitssystem bietet lediglich eine Grundversorgung. Der raschen Entwicklung des Landes konnte das Gesundheitssystem nicht folgen. Wer deutschen Standard wünscht, muss diese Leistungen privat bezahlen.

Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite der Deutschen Verbindungsstelle Krankenversicherung Ausland: www.dvka.de.

Sicherheit

Aufgrund der sich bessernden Wirtschaftslage und den damit verbundenen verbesserten Ausbildungschancen ist die Kriminalitätsrate in Polen in den letzten Jahren gesunken. Die Lage dürfte mit der in Deutschland vergleichbar sein.

Im Straßenverkehr ist jedoch nach wie vor Vorsicht geboten. Einbrüche in parkende Autos oder an einer roten Ampel sind möglich. Übliche Vorsichtsmaßnahmen, wie den Wagen während der Fahrt von innen zu verriegeln und keine Wertgegenstände im Auto zurückzulassen, sollten hier berücksichtigt werden. Auch Diebstähle und Überfälle auf Personen sind möglich, vor allem in Großstädten wie Breslau, Krakau oder auch Danzig. Leichte Opfer sind, wie überall auf der Welt, ältere Personen oder Touristen mit gut sichtbaren Wertgegenständen am Körper.

Wohnen

Der Mietspiegel in Polen liegt insgesamt niedriger als in Deutschland. Wer in einer Großstadt eine Wohnung sucht, muss mit 300 bis 600 Euro Kaltmiete für eine Zweizimmerwohnung rechnen. Natürlich hängen die Mietkosten von Lage, Wohnfläche und Ausstattung der Immobilie ab.

Führerschein

Ein Führerschein aus einem anderen EU-Land ist auch in Polen gültig.

Klima

Regen und lange dunkle Winter mit Schnee bei zweistelligen Minustemperaturen – so oder so ähnlich denken viele Deutsche über das Wetter in Polen. Dabei ist das Land im Osten Europas deutlich vielfältiger. Während im Norden und Westen mit maritimem Klima eher milde Sommer und feuchte, nicht zu kalte Winter warten, kann im Osten Polens die dunkle Jahreszeit wirklich frostig werden.  Für die Wintersportsaison, die meist problemlos von Dezember bis März dauert, findet man hier gute Voraussetzungen.

Die Sommer in der Gegend sind dagegen heiß und trocken: Sowohl an den schönen Seen als auch an der Ostsee herrschen Badetemperaturen. Doch auch im Sommer sind Niederschläge möglich: Gerade in der Tatra oder der Masurischen Seenplatte kann es im Juli und August sehr viel regnen. Am schönsten sind meistens die Herbsttage, wenn sich eine stabile Hochdrucklage mit milden Temperaturen im gesamten Land einstellt.

Landschaft

Polen weist viele schöne Landschaften und nicht weniger als 23 Nationalparks mit mehreren Tausend Tierarten auf. Dabei sind die Nationalparks flächenmäßig klein (nur 1 Prozent der Fläche Polens). Hervorzuheben ist das Biosphärenreservat Puszcza Białowieska, Weltnaturerbe der UNESCO, mit dem letzten Flachlandurwald Europas. Zu Fuß, mit dem Rad oder Kanu können tiefe Wälder und weite Landschaften erlebt werden. Selbst der europäische Bison, Elche und vor allem viele Vogelarten sind Teil der einzigartigen Landschaft. Polens Landschaft steht wie fast keine andere für die Verbindung von Seen und Flüssen mit Bergen und Wäldern.

Wer sich nicht für die Wasserfälle (Wielka Siklawa), Höhlen (Wielka Śnieżna, Śnieżka/Schneekoppe, Babia Góra) und Berge (Rysy/Meeraugspitze) interessiert, kann an der Ostseeküste am über 500 Kilometer langen Strand entspannen. Aber auch Seen mit glasklarem Wasser laden zum Tauchen und Angeln ein. Vor allem der Hancza See soll mit seinen Unterwasserhöhlen und seltenen Fischen etwas ganz Besonderes sein. Nach dem Wiederauftauchen lockt eine Zeitreise bei der Besichtigung der Wallfahrtsorte und Klöster, deren Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen.

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