Im Fokus: Italien

Auswandern nach Bella Italia - ganz anders als Urlaub

Es gibt für Deutsche unterschiedliche Gründe, nach Italien auszuwandern. Dies mag eine berufliche Veränderung mit sich bringen. Viele verlieben sich im Urlaub in das Land und die Menschen. Sie wünschen sich, den Urlaub in den Alltag hineinzutragen, wenn sie ihr Leben nach Italien verlagern. Man muss an dieser Stelle nicht extra betonen, dass es praktisch immer etwas anderes ist, in einem Land Urlaub zu machen als dort das ganze Jahr zu leben. Wie es aber genau ist, erläutert unser Länderexperte Rechtsanwalt Alexis Brudermann.

Italien mal aus einem anderen Blickwinkel

Klima

Ein Leben in Italien verbindet man mit viel Sonne und warmen Temperaturen. Aber es gibt auch in Italien wettertechnisch unangenehme Jahreszeiten. Zwar ist es meist weniger kalt als in Deutschland aber auch das kann unangenehm werden. In Anbetracht dessen, dass insbesondere in Süditalien die Häuser nicht immer gut isoliert sind und die wenigsten eine Heizung ihr Eigen nennen, friert man hier zuweilen mehr als in der mit 21 Grad gut beheizten Bude in Norddeutschland. Ich habe selbst in Italien gelebt und in meinem Haus direkt am Meer im Winter entsetzlich gefroren, was neben niedrigen Temperaturen an der Feuchtigkeit lag, die das Meer mit sich brachte.

Sprache

Einer der wichtigsten Punkte – wenn nicht der wichtigste überhaupt – ist die Sprache. Wer im Ausland leben will, kommt nicht umhin, die Sprache zumindest so weit zu beherrschen, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Selbst wenn Sie in dem von Ihnen anvisierten Umfeld viele Deutsche haben, wollen Sie doch in die Kultur des Landes eintauchen, wozu gehen Sie sonst ins Ausland? Außerdem können Sie nicht immer Ihre deutschsprechenden Freunde belästigen, wenn Sie mal wieder einen Dolmetscher benötigen. In Süditalien treffen Sie selbst in großen Städten kaum Menschen, die Englisch sprechen. Wenn Sie sich in Berlin mit Englisch durchmogeln können, in Palermo geht das nicht. Andererseits lernt man meines Erachtens eine Sprache am besten im Land selbst. Wenn Sie sich unter die Italiener mischen, also nicht nur Kontakt zu Deutschen halten, sind Sie nach ein paar Monaten gut dabei und können alles, was Sie brauchen, sagen und verstehen. So ging es jedenfalls mir damals, als ich anfing, Italienisch zu lernen. Wenn Sie nicht perfekt Italienisch sprechen, verzeiht man Ihnen das. Im Gegenteil, meist freuen sich alle, wie gut Sie Italienisch sprechen (auch wenn es nur ein bisschen ist!). Italiener sind nett und das ist das Schöne daran.

Ihr Ansprechpartner

Alexis Brudermann
Italien-Experte

T: 06232 100 890
F: 06232 100 89 19
kanzlei@recht-italien.de

Aufenthaltsrecht und Verdienst in Italien

Aufenthaltsrechtliche Fragen für Ausländer sind nach meiner Erfahrung eher bürokratischer Natur. Als EU-Bürger haben Sie Niederlassungsfreiheit in allen Ländern der EU, so auch in Italien. Nach meiner Erfahrung müssen Sie jedoch vor italienischen Behörden mit anderen Zeitfenstern arbeiten, als das aus Deutschland bekannt ist. Aber am Ende klappt eigentlich immer alles ganz gut.

Ich berate in meiner beruflichen Tätigkeit viele Deutsche, die sich mit unterschiedlichen Ambitionen in Italien bewegen wollen. Oft sind Wege der Behörden anders, länger oder auf andere Weise zu durchschreiten, um zum Ziel zu kommen. Wer mit dem Kopf durch die Wand will, wird scheitern. Wer sich aber auf Italien und die Italiener einlässt, wird wunderschöne Erfahrungen machen.

Jeder, der einen Auswanderungswunsch hegt, wird sich Gedanken machen, wie er sich finanziert. Die Ernüchterung kann schnell kommen, wenn sich im Ausland die Verdienstmöglichkeiten nicht wie eingangs gewünscht realisieren lassen. Italien gehört nicht zu den Ländern, die verzweifelt Arbeitskräfte suchen. Leider wieder besonders im Süden ist die Arbeitslosigkeit exorbitant hoch, so dass man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen muss, um sein Leben zu finanzieren. Ich kenne viele Menschen, die ihren Traum vom Leben in Italien wieder aufgegeben haben, weil sich ihr Einkommen irgendwo zwischen mies und gar nicht vorhanden einpendelte. Ersparnisse sind dann schnell verbraucht.

Die Gehälter dürften in Italien tendenziell meist niedriger sein als in Deutschland. Anders ist dies nur im Bereich der Spitzenverdiener in den Industrieballungsräumen in Norditalien zwischen Milano, Torino und Bologna.

Wohnsitz, Kfz und Immobilien in Italien

Wenn Sie nach Italien auswandern, dort also Ihren ersten Wohnsitz begründen, stellt sich die Frage, ob und wie Sie Ihr Fahrzeug mitnehmen. Nach der Gesetzgebung müssen Sie Ihr Auto in dem Staat zulassen, in dem Sie sich mehr als 185 Tage im Jahr aufhalten. Mit der Wohnsitzanmeldung (residenza) müssen Sie Ihren Wagen nach dem italienischen Straßenverkehrsgesetz (codice della strada) innerhalb von von zwei Monaten auf ein italienisches Kennzeichen ummelden. Anderenfalls droht Geldstrafe bzw. schlimmstenfalls die Beschlagnahme des Fahrzeugs.

Um zu vermeiden, dass Sie in Italien für das eingeführte Fahrzeug Mehrwertsteuer zahlen müssen, sollte das Fahrzeug als Umzugsgut eingestuft werden. Dazu muss das Fahrzeug bereits mindestens sechs Monate vor der Ummeldung des Wohnsitzes auf Sie zugelassen sein, innerhalb eines Jahres nach Italien überführt werden und dort erneut auf Ihren Namen angemeldet werden. Auch dürfen Sie das Fahrzeug innerhalb eines Jahres nach der Ummeldung nicht verkaufen.

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, in Italien eine Immobilie käuflich erwerben, stellt dies grundsätzlich für Ausländer kein Problem dar. Es gibt in Italien (außer in ein paar ehemals österreichischen Provinzen im Norden) kein Grundbuch und auch sonst gestaltet sich der Hauskauf in Italien anders als in Deutschland. Es würde den Rahmen sprengen, an dieser Stelle auf alle Einzelheiten des Immobilienkaufs in Italien einzugehen. Man sollte sich aber bei der Abwicklung eines Immobilienkaufvertrags unbedingt rechtlich beraten lassen, um am Ende nicht erhebliche Rechtsnachteile zu erleiden.

Kinder

Kindergeld wird in Italien praktisch nur an Geringverdiener gezahlt. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man das Kindergeld aus Deutschland auch im Ausland weiter beziehen. Aber dies muss im Einzelfall geprüft werden.

Kindergärten sind in Italien oft private nichtstaatliche Einrichtungen, die monatlich unterschiedliche Preise verlangen. Was die Schulen angeht, empfehle ich entsprechende Seiten im Internet zu dem Bildungssystem in Italien anzuschauen.

Religion und Kultur

Im Grunde ist das Leben in Italien nicht viel anders als in Deutschland. Beide Länder gehören dem christlich-westlich geprägten Kulturkreis an, so dass sich der Umgang der Menschen nicht erheblich voneinander unterscheidet. In katholisch-konservativen ländlichen Regionen ist dies natürlich anders als in den großen Städten. Dies gilt insbesondere für den zwischengeschlechtlichen Umgang von Menschen miteinander, die (noch) nicht verheiratet sind. So kann es durchaus als unüblich angesehen werden, wenn eine Frau am Abend allein an die Bar geht.

Nach meiner Erfahrung sind die kulturellen Unterschiede zwar fein, aber dennoch vorhanden. Wenn sie sprachlich den von Ihnen zu artikulierenden Satz direkt ins Italienische übertragen, heißt das noch lange nicht, dass Ihr Gegenüber genau das versteht, was Sie auch zum Ausdruck bringen wollen. Italiener empfinden uns Deutsche als kühl. Nach ihrer Auffassung können wir Deutsche Gefühle nicht oder nicht gut zeigen, vielmehr hätten wir weniger Gefühle als die Italiener. Umgekehrt nehmen wir Deutsche eine von Italienern unter ausschweifender Theatralik vorgebrachte Einladung gern beim Wort. Dann ist die Enttäuschung groß, wenn der die Einladung aussprechende Italiener beim Öffnen seiner Haustür von seiner eigenen Einladung nichts mehr weiß, wenn wir mit Sektflasche und oder Blumen gewaffnet und geschniegelt die Hausglocke läuten. Das passiert auch umgekehrt. Wenn wir als Deutsche einen Italiener kennenlernen, der uns auf Anhieb so sympathisch ist, dass wir ihn in unser Haus einladen, kommt er vielleicht gar nicht. Natürlich hat der Italiener die Freundlichkeit der Einladung erkannt, nimmt sie aber nicht wörtlich. So wird es auch passieren, dass Sie als Deutscher von Italienern immer wieder eingeladen werden. Wenn Sie aber die Einladungen immer wieder annehmen, wird man Sie eines Tages nicht mehr mitnehmen. Denn Sie müssen wissen, zur Freundlichkeit gehört es, „nein danke“ zu sagen. Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass manche Italiener immer „nein“ sagen. Das bedeutet nicht, dass sie nicht wollen. Sondern das gehört zum guten Ton. Wenn Sie also Ihren italienischen Gast fragen, ob er ein Glas Wein möchte und er „nein“ sagt, stellen Sie ihm trotzdem eins hin. Er wird es trinken.

Essen und Einkaufen

Zu dem italienischen Essen brauche ich Ihnen nichts zu sagen. Das Essen in Italien ist ein Traum. Wir alle lieben es. Die Italiener lieben es auch. Vor allem sind sie davon überzeugt, dass es sich um das beste Essen der Welt handelt. Ausländisches Essen lehnen die meisten Italiener grundsätzlich ab. Vor allem von deutschem Essen halten Italiener gar nichts. Oft heißt es: „Ihr könnt ja nicht kochen!“ und erwartet wird dann die Bestätigung des deutschen Gegenübers. Im Ergebnis bedeutet das, dass Sie in Italien kaum ausländische Restaurants finden.

Es lässt sich nicht per sé sagen, dass ein Einkauf im Supermarkt in Italien teurer oder billiger ist. Es kommt drauf an. Brot und Aufschnitt sowie Pasta dürfte weit günstiger sein als in Deutschland. Anders verhält es sich mit Drogerieartikeln. Die sind in Italien deutlich teurer als in Deutschland. Der Sprit und entsprechende Kfz-Versicherungen sind in Italien ebenfalls deutlich teurer. Wenn Sie sich mit einem durchaus leckeren Teller Pasta am Tag zufrieden geben und dazu ein frisches Brot essen, kommen Sie finanziell gut durch den Monat. Die Restaurants sind je nach Region preislich sehr unterschiedlich. Einfache Mittagstische mit sehr gutem frischem Essen gibt es praktisch überall. Da müssen Sie aber von den Touristenzentren weg und die Einheimischen fragen. In der Stadt, in der ich gelebt habe, kann ich noch heute für 3 Euro einen riesigen Teller Pasta bekommen.

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