Salami-Berber in Marokko

Den Mann, der aufgrund seiner Vorliebe für Salami (die es in Marokko so nicht zu kaufen gibt) oftmals nur der Salami-Berber genannt wird, hat schon eine lange Vorgeschichte in Marokko hinter sich. Für uns erzählt Didier Schmallong ein paar Details aus seiner Zeit in Nordafrika.

Wann sind Sie aus Deutschland ausgewandert und wohin?

Ich lebe fast 18 Jahre in Marokko. Da wir in Marokko die Zeit haben und Europa hat die Uhren, kenn ich das Einreisedatum gar nicht mehr.  Zuerst lebte ich 4 Monate in Agadir. Danach ein Jahr in Taghazout bei Agadir, dem Surferparadies. Ich betrieb dort ein Restaurant.

Durch falsche Beratung einer Deutschen Behörde kam der totale Ruin. Als Fremder kam ich und suchte Auskunft bei der genannten Behörde, es war ein Fehler, den ich bitter bereute. Marokkaner halfen mir aus dieser Misere und wir sind wie eine Familie geworden. Das Königshaus bedankte sich bei mir.

Seitdem bin ich ehrenamlich im Kinderschutzbund TOUCHE PAS MES ENFANT ( Fasse nicht mein Kind an)  tätig. Ich deckte damals einen Pedophilenring auf von Einwanderern. Fast wär ich in fatale Situiation gebracht worden, da ich solche Gäste in meinem Restaurant nicht duldete. Ich war eingen im Weg. Nach den Gerichtsverhandlungen wurde ich als Kronzeuge geladen und das marokkanische Fensehen inteviewte mich. 

Danach zog ich nach Essaouira am Atlantik. Es ist eine herrliche Kleinstadt mit ca, 80000 Einwohnern. Das Umland ist herrlich. Essaouira ist Weltkulturerbe der UNESCO. Das Klima kontiunierlich und nie zu heiss in den Sommermonaten. Hier wurden viele historische Filme gedreht, wie Alexander der Grosse - Game of Thrones - Otello und viele mehr. Hier lebte einst auch Jimmi Hendrix.

Auswanderwillige, die mich kontakten, rate ich erst einen Kurzurlaub zu planen. Mit ihnen unternehme ich kleine Tagestouren um Land und Menschen kennenzulernen. Jeder hat andere Wünsche, wo er einst leben möchte. Ich rate jedoch trockenes Klima vorzuziehen und sich etwa 10 Kilometer ins Landesinnere nieder zu lassen. An allen Küstenstädten direkt ist hohe Luftfeuchtigkeit. Ein Tourist merkt dies nicht zu Anfang. Lebt man jedoch auf Dauer in Feuchtigkeit, so ist Rheuma vorprogrammiert.

Im Grunde regele ich alle Formalitäten bei Behörden. Angefangen vom Mietvertrag bis Daueraufenthalt,  Möbelbeschaffung bis hin zu Bauaufsicht. Wer auswandert sollte tausende Fragen mitbringen und Geduld. "Schnelles handeln bringt meist Unglück". 

Wie ich in meinem Blog andeute, so mangelt es hier an guter Wurst aus der alten Heimat von grunzguten Tieren. Sehr oft werde ich damit als Dankeschön bestückt und dann noch gesprächiger. Krawatten trage ich keine. 

Was waren die damaligen Gründe?

Ich war in der Medienbranche tätig in Hamburg. Der ständige Stress in den Redaktionen und Verlagen ist in dieser Branche ein Schauspiel um die Menschheit zensiert so zu dirigieren, dass alles glaubhaft erscheint, obwohl es kaum der Wirklichkeit entspricht. Nach dem Ableben meiner Mutter setzte ich einen Schlussstrich. Ich gönnte mir einen Kurzurlaub. In einem Reisebüro legte ich den Finger mit geschlossenen Augen zwischen einer Seite und da stand Agadir, Marokko. Ich wusste gar nicht, wo Marokko geografisch sich befindet. Verdutzt fragte ich, wie dort die Landessprache ist. Man sagte mir, dass man dort arabisch und französisch spricht. Da ich mich oft in Frankreich zum Urlaub aufhielt in meiner Jugend, hatte ich es leichter mich zu verständigen. Die Überraschung mit dem Finger im Reisekatalog war gelungen.

Nun sind es bereits fast 18 Jahre, seit ich in Marokko lebe. Aus einem Urlaub wurde eine neue Heimat. 

Was war Ihr damaliger Plan (zeitlich und „beruflich/privat“)? Hat sich der Plan mit der Zeit geändert?

Bei meiner ersten Reise nach Agadir sah ich den krassen Unterschied zwischen Europa und dem Orient Nordafrikas. Hier sieht man den Menschen und nicht das Äusserliche. Mein Entschluss stand fest, hier in Marokko möchte ich leben. Bereut habe ich es nie, obwohl ich zu Beginn einen Reinfall erlitt. 

Was hat Sie an dem Land gereizt? Haben sich Ihre ersten Erwartungen an Marokko und die Menschen erfüllt?

Schwierigkeiten mit den einheimischen Behörden gab es bisher nicht. Eher nur kleine Meinungsunterschiede, die man aus dem Weg räumen konnte. Wer nach Marokko reist, bekommt ein Visa frei von 3 Monaten. Man sollte dann schnellstens schauen einen Mietvertrag und ein Devisenkonto bei einer Bank zu eröffnen, damit die Visazeit von 3 Monaten ausreicht um nicht nochmals ein und ausreisen muss, um den Pass abzustempeln. Mehr dazu in meinem Blog https://marokkoauswanderer.blogspot.com/2013/08/aufenthaltsgenehmigung-in-marokko.html 

Gab es interkulturelle Schwierigkeiten?

Ich selbst hatte nie Schwierigkeiten mit der Kultur und den Einheimischen. Hier gibt es noch die Menschlichkeit an erster Stelle, was in leider Europa der Vergangenheit angehört. Jeder, der Marokko bereist kann sich bedenkenlos bewegen - egal ob Frau oder Mann.

Man sollte jedoch bei der Herausforderung drauf achten: " Es gibt die Mehrehe und der Familienverband ist sehr groß". "Ein Marokkaner kann keinen Europäer ernähren." Zu diesem Thema könnte ich schon Bücher schreiben oder ein Drehbuch verfassen wie bei der Lindenstrasse.

Ich hatte bereits das Schweizer Fernsehen zu Besuch von der Sendung "Auf und davon". In meinem Blog sind die Links zu der Sendung zu finden. Ich begleitete ein Schweizer Ehepaar bei der Einwanderung. In den ersten drei Serien bin ich mit auf Sendung. Leider entspricht nicht alles der Realität und gute Szenen wurden geschnitten. 

Im Juni 2019 wird ein Buchautor mich aufsuchen. Wir werden gemeinsam eine Reportage drehen in Schrift und Film. Ich werde Marokko so darstellen, wie ich es erlebte bereits, weitab von den Touristenhochburgen. Mit Spaß und etwas erlebten Unfug werden wir die Dreharbeiten vollziehen. Wird die "Lindenstraße in Marokko " ein Erfolg??

Was Kriminalität betrifft: In einer Großstadt in Europa passiert in einer Stunde mehr, als ich in der langen Zeit erlebte in Marokko. Wer sich in leichtsinnige Gefahr begibt, sucht meist selbst die Herausforderung. Oft treffen Reisewarnungen nicht zu.

Dazu meine Version zu diesem Thema: Marokko ist weiterhin ein sicheres Reiseland, auch wenn von verschiedenen - auch offiziellen - Seiten Reisewarnungen verbreitet werden. Derartige Warnungen sind nach Kenntnis der Sachlage vor Ort nicht gerechtfertigt und können einem Land, das sich redlich bemüht, seine wirtschaftliche Lage zum Wohl der Bevölkerung zu verbessern, großen Schaden zufügen.

Der Tourismus, als wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes, erhält in Marokko ein besonderes Augenmerk in Bezug auf die Sicherheit der Touristen. Hier wie überall sonst ist natürlich auch dort der Besucher angehalten, sein Verhalten dem Land anzupassen. Die Marokkaner sind freundliche Leute, die sich über einen Gruss, ein Lächeln und höfliche Umgangsformen freuen.

Bitte bedenken Sie auch: ungerechtfertigte Reisewarnungen sind der Dünger für Arbeitslosigkeit und Armut und die Wurzel für Terrorismus. Geniessen Sie frei und unbesorgt ihre Reise durch das herrliche Land Marokko. 

Wie empfinden Sie die soziale Absicherung in Ihrem Land?

Die medizinische Versorgung ist sehr gut. Man bekommt alle Medikamente und an Fachärzten mangelt es nicht. Auch Apotheker haben eine spezielle Ausbildung. Man muss nicht unbedingt zum Arzt. Wenn man ein Schmerzlein verspürt und es dem Apotheker erläutern kann, so bekommt man auch Medikamente. Marokko hat eine eigene Pharmakonzerne und die Medikamente haben weitaus weniger Nebenwirkungen wie in Europa. Die meisten Kräuter der Schulmedizin und der homöopathischen Pharmaprodukte kommen aus Marokko. Hinzu ist die Ernährung in Marokko ohne Chemie ein Paradies auf Erden.

Wer sich krankenversichern lassen möchte kann es tun, vor dem 60. Lebensjahr kann man sich privat versichern. Die Versicherung endet jedoch ab dem 70. Lebensjahr. Eine solche Versicherung kostet im Jahr etwa 450 Euro umgerechnet.

Es lohnt sich jedoch kaum, eine Versicherung abzuschliessen. Ein Arztbesuch kostet zwischen 8 bis 25 Euro. Eine Zahnbehandlung bei einem Zahnchirurgen etwa 20 Euro. 

Was ist für Sie das Besondere / Schöne an dem Land?

Die Berber sind ein fröhliches lustiges Völkchen, immer zu Spass aufgelegt. Gäste, die zu mir kommen nehme ich immer mit zum BERBER-ÄRGERN. 

Ich habe schon Berber überzeugt, eine Blinklampe an den Eseln anzubringen, da man sie dann besser orten kann in den Abendstunden. Auch präparierte ich einen Esel mit altem Auspuff und alten Scheinwerfern wie ein Motorrad. Bin dann an die Radarkontrolle vorbei und fragte nach der Geschwindigkeit. Festgehalten wurde ich nicht. Die Ordnungshüter krümmten sich vor lachen. 

Sie sind ja recht lange in Marokko: Fühlen Sie sich integriert? 

Ich lebe in der Berberregion Essaouira. Die Berber sind wie meine Familie. Man achtet sich, hilft sich gegenseitig und gehört zu ihnen. Wer auswandert, sollte den europäischen Flair und Stolz ablegen, man ist überall auf der Welt Gast.  

Können Sie sich vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren oder gäbe es eine Alternative zu Marokko?

Auf keinen Fall würde ich hier alles aufgeben. Ich bin nur im Pass ein Deutscher geblieben. Ich reise nicht mehr in die weite Welt, hier in Marokko erlebt man eine zweite Jugend, denn die Zeit blieb hier stehen. Man nimmt sich die Zeit, Europa hat ja schliesslich die Uhren von guter Qualität, die in Stress ausartet durch Burn-Out und allen Nebenwirkungen. Die Pharmakonzerne verdienen bei den Nebenwirkungen. Von gesunden Menschen kann man ja bekanntlich nicht überstehen.

Was raten Sie Auswanderern nach Marokko?

Auswandern ist ein Schritt in eine neue Welt und deren Kulturen. Es kommen und kamen viele zu mir und suchten Rat. Viele blieben und einige gingen wieder. Man kann es niemanden Recht tun, auch ich wurde kritisiert im Nachhinein. Gegen Frustration gibt es leider keine Medizin. Mehr dazu habe ich in meinem Blog aufgeschrieben. https://marokkoauswanderer.blogspot.com/