Finanzielle Absicherung im Ausland

21.12.2017

Wer zeitweise oder dauerhaft im Ausland leben will, sollte sich vorher umfangreiche Gedanken zur finanziellen Absicherung machen. Durch die uneingeschränkte Reisefreiheit für EU-Bürger ist es in Europa heute jedoch viel einfacher geworden, sich in einem der Mitgliedstaaten Arbeit zu suchen oder dort sesshaft zu werden.

Dennoch gibt es in Punkto Finanzen einige Dinge zu beachten. Von der Eröffnung eines eigenen Kontos über die Berechnung des benötigten Lebensunterhalts bis hin zu Überweisungen von und zu Verwandten – hier lauern einige Stolperfallen.

Lebenshaltungskosten im Ausland

Wer eine Arbeitsstelle im Ausland gefunden hat, kann in der Regel selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen. Allerdings ist hier die jeweilige Höhe ausschlaggebend. Da in anderen Ländern mit deutlich abweichenden Lebenshaltungskosten gerechnet werden muss, sollte zunächst überlegt werden, wie hoch der finanzielle Bedarf im jeweiligen Staat ausfallen wird.

Dabei ist insgesamt ein West-Ost-Gefälle zu beobachten. Die Schweiz, wo inzwischen ebenfalls ohne größere Barrieren oder Verwaltungsaufwand gearbeitet werden kann, bildet hier die Spitze. Dort sind die Lebenshaltungskosten und das allgemeine Preisniveau am höchsten. Allerdings fallen auch die Löhne im Schnitt überdurchschnittlich hoch aus und gleichen die Mehrkosten in der Regel aus.

Ebenfalls teurer ist das Leben in Dänemark oder Irland. In vielen europäischen Ländern sind vor allem Preise für Alkoholika oder Tabakwaren deutlich höher. Und in den skandinavischen Staaten muss grundsätzlich für Lebensmittel – insbesondere Frischwaren wie Obst und Gemüse – tiefer in die Tasche gegriffen werden.

Je weiter die Reise allerdings Richtung Osten geht, umso günstiger wird es. Nicht nur Lebensmittel oder die Mietpreise, auch viele Dienstleistungen sind dort für viel weniger Geld zu haben. Dort müssen dann jedoch oftmals auch Abstriche beim Lohnniveau gemacht werden.

Eigenes Einkommen im Ausland

Um im Ausland eine Arbeitsstelle anzutreten ist meist ein Konto im jeweiligen Land notwendig. Die regelmäßigen Zahlungen werden ungern auf ein Bankkonto in einem anderen Staat überwiesen, da dies in der Regel mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Besteht kein Wohnsitz im jeweiligen Land und der Aufenthalt ist für die Dauer eines Arbeitsauftrags begrenzt, gibt es bestimmte Regeln zur richtigen Versteuerung der Einkünfte aus dem Ausland. Falls jedoch am Einsatzort auch eine Anmeldung des Hauptwohnsitzes erfolgt, wird das Einkommen dort versteuert.

Die magische Grenze ergibt sich durch die Aufenthaltsdauer. Befindet man sich länger als sechs Monate im Jahr im Ausland, gilt man im entsprechenden Land als steuerpflichtig. Sonderregelungen gibt es für ins Ausland entsandte Arbeitnehmer (bis maximal zwei Jahre). Bei diesem speziellen Status kann auch bei einem längeren Aufenthalt das Geld in Deutschland versteuert werden. Zudem gelten für diese Personen weiterhin verschiedene in Deutschland übliche Regularien wie etwa beim Mindestlohn, Arbeitszeit und -schutz oder im Bereich der sozialen Absicherung.

Kontoeröffnung im Ausland

Bei längeren Aufenthalten ist es sinnvoll, im jeweiligen Land ein Girokonto zu eröffnen. Auch hier gibt es einige Punkte zu beachten:

  • In vielen Ländern ist zur Kontoeröffnung keine Schufaabfrage notwendig. Möglicherweise gibt es eigene, individuelle Regelungen. Meist ist die Vorlage eines Personalausweises oder Reisepasses zum Nachweis der Identität gefordert.
  • Die Kontoführungsgebühren können sehr unterschiedlich ausfallen. Hier lohnt es sich, vorher verschiedene Anbieter miteinander zu vergleichen. Vor allem wenn häufiger Transaktionen vom und ins Heimatland geplant sind, lässt sich mit dem passenden Konto viel Geld sparen. Unter Umständen kann ein Online-Konto sinnvoll sein.
  • Ein normales Girokonto ist auch im Ausland immer legal, da es nicht anonym eröffnet werden kann. Allerdings müssen mögliche Zinserträge vom Kontoinhaber versteuert werden.

Auch im Ausland kann es günstiger sein, Onlinebanking zu beantragen um seine anfallenden Bankgeschäfte digital abzuwickeln. In vielen Ländern ist dies bei einigen Kreditinstituten möglich. Wenn von Anfang an klar ist, dass die Aufenthaltsdauer im Ausland begrenzt ist, sollte das Konto in Deutschland nicht gekündigt werden. Vor Vorteil sind auch hier Online-Konten mit keinen oder geringen regelmäßigen Gebühren.

Richtiger Umgang mit finanziellen Transaktionen

Immer wieder kann es vorkommen, dass auch größere Geldbeträge nach Deutschland überwiesen werden oder Zahlungen von dort auf das im Ausland eröffnete Konto erfolgen. Auch Bareinzahlungen größerer Summen sind nicht unüblich.

Um hier nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten – genauer genommen dem Geldwäschegesetz – ist es sinnvoll, sich vorher über die Regularien zu dieser EU-Richtlinie zu informieren. So müssen für Finanztransaktionen stets die jeweiligen Beteiligten genannt werden. Übersteigt die Summe einen Wert von 1.000 Euro, muss das Geschäft von den jeweiligen Finanzdienstleistern geprüft werden. Für Bareinzahlungen über 10.000 Euro gelten nochmals zusätzliche Regeln. Die Transaktion wird dann genau dokumentiert.

In den Fokus von näheren Ermittlungen wird man allerdings erst geraten, wenn gewisse Auffälligkeiten auftreten – etwa wiederkehrend hohe Bareinzahlungen oder wenn eine Person eine übermäßig große Zahl unterschiedlicher Bankkonten unterhält. Wichtig ist es, die Dokumente zu einer Transaktion aufzuheben um gegebenenfalls Belege vorweisen zu können. Hierfür besteht eine Aufbewahrungspflicht von fünf Jahren.

Bezahlkarten im Ausland

Die Anschaffung einer Kreditkarte kann sich für einen längeren Aufenthalt im Ausland lohnen. Sinnvoll ist es sich für einen Anbieter zu entscheiden, der möglichst viele Akzeptanzstellen vorweisen kann. Auch ein Blick auf die Gebühren sollte in die Auswahl mit einfließen. Egal ob Prepaid- oder normale Kreditkarte – die folgenden Transaktionen sind auch im Ausland damit möglich:

  • Geldabheben am Automat
  • Bargeldloses Zahlen in Ladengeschäften
  • Bezahlen im Internet

In manchen Ländern wie etwa Brasilien gibt es relativ wenige Akzeptanzstellen für internationale Kreditkarten. Hier ist es unter Umständen sinnvoller, eine inländische Karte zu beantragen. Da jedes Land eigene Bestimmungen zu den Gebühren für einzelne Transaktionen hat, sollte vorher genau verglichen werden, welche Karte sich am besten eignet. Denn neben Kosten für die Abhebung von Geld oder einen Bezahlvorgang können zusätzlich Auslandseinsatz-, Fremdnutzungs- und Fremdwährungsgebühren kommen.

Wer keine klassische Kreditkarte mit umfangreichem Kreditrahmen benötigt, kann auf die oft günstigere Alternative. Sie funktioniert wie eine Guthabenkarte, muss also stets mit einem gewissen Betrag „aufgeladen“ werden, um einsatzfähig zu sein. Der Vorteil: Es besteht kein Risiko, sich zu überschulden, dennoch ist das bargeldlose Bezahlen an zahlreichen Akzeptanzstellen möglich. Hier kann auch bei der Bank im Ausland, bei dem ein Girokonto eröffnet wurde, nach einem günstigen Angebot gefragt werden.

In vielen Ländern außerhalb Deutschlands sind auch andere bargeldlose Bezahlmethoden weiter verbreitet als hierzulande. Gerade für kleinere Beträge gibt es mittlerweile sehr viele Akzeptanzstellen für das sogenannte Mobile Payment. Allerdings ist der Markt hier noch sehr unhomogen. Es existieren zahlreiche verschiedene Systeme und zugehöriger Apps für die Smartphones. Hier gilt es ebenfalls sich vorher zu informieren, wie groß die Verbreitung eines bestimmten Systems ist. Ein weiterer, ausführlicher Blick sollte auf die jeweiligen Datenschutzbestimmungen geworfen werden.

Finanzielle Absicherung im Ausland

Wer einen längeren Aufenthalt im Ausland plant, sollte sich umfangreiche Gedanken zur finanziellen Absicherung machen. Auch wenn dort eine sichere Arbeitsstelle in Aussicht ist, kann es immer zu unerwarteten Zwischenfällen kommen. Weit ab der Heimat oder der möglichen Unterstützung von Freunden und der Familie ist es dann von Vorteil, wenn selbst auf ein gewisses finanzielles Polster zurückgegriffen werden kann.

Einige Länder verlangen ohnehin den Nachweis bestimmter Rücklagen, die im Notfall den Lebensunterhalt sicherstellen können. Die folgenden Punkte können dabei helfen, die Höhe der notwendigen Ersparnisse – soweit es keine konkreten Angaben dazu gibt – zu kalkulieren:

  • Es sollte immer möglich sein, die Rückreise ins Heimatland aus eigener Tasche zu bezahlen (Flug-/ Zugtickets, aber auch Transport im Land).
  • Experten raten zu einem finanziellen Polster das genügt, um zumindest einen Zeitraum von drei Monaten ohne weitere Einkünfte zu überstehen.
  • Da das Krankenversicherungssystem in den meisten Ländern schlechtere Konditionen aufweist als in Deutschland, sollte immer genügend Erspartes vorhanden zu sein, um mögliche Arzt- oder Krankenhauskosten zu decken. Auch wenn die heimische Krankenkasse die Ausgaben übernimmt muss das Geld zunächst oftmals vorgestreckt werden.

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