In diese US-Regionen zieht es deutsche Auswanderer

Nach wie vor sind die USA das beliebteste Auswandererziel der Deutschen gleich nach der erstplatzierten Schweiz. Fast alle zieht es jedoch in ähnliche Regionen.

Als Deutscher in die USA auswandern. Der gigantische Schmelztiegel namens USA gehört zu den Ländern, in denen von Anbeginn an Deutsche einen enormen Impakt hinterließen. Von den heute 319 Millionen Einwohnern geben nicht weniger als 46 Millionen an, deutsche Wurzeln zu haben. Zum Vergleich: nur 33 bzw. 25 Millionen US-Amerikaner blicken im Gegenzug auf irische, respektive englische Wurzeln zurück. Und auch, wenn heutzutage nicht mehr die großen Menschenmassen wie noch Ende des 19. Jahrhunderts aus Deutschland in die USA strömen, so ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten doch, nach der Schweiz, das zweitwichtigste Zielland für auswandernde Deutsche. Doch wohin zieht es die mehr als 12.000 Menschen, die Jahr für Jahr die Bundesrepublik gen Westen verlassen? Der folgende Artikel zeigt es.

Der Big Apple ist seit jeher die internationalste Stadt der USA. Kein Wunder, dass es auch viele Deutscher hierhin verschlägt.

1. New York

Der Big Apple war, ist und wird vermutlich immer Magnet Nummer eins für alle Menschen sein, die in die USA auswandern. Historisch gesehen lag das an einer einfachen Tatsache: New York war der nördlichste der großen US-Häfen und als solcher das erste Reiseziel für sämtliche Segler und später auch Dampfschiffe, die eine Überfahrt über den Atlantik wagten.

Die Stadt am Hudson River war für einige nur das Tor, durch das sie in die neue Welt aufbrachen. Für viele  Auswanderer wurde New York jedoch zur neuen Heimat. Um die Jahrhundertwende war die Stadt die drittgrößte deutschsprachige Gemeinde der Welt – nach Berlin und Wien. Und auch heute noch wandern viele Deutsche in den Großraum rund um die Stadt aus. Nicht zwingend direkt in die City, aber durchaus auch in die angrenzenden Kommunen. Pemberton Heights im benachbarten New Jersey etwa, besteht zu immerhin fünf Prozent aus in Deutschland Geborenen. Das macht das Städtchen unter den US-Gemeinden mit gebürtigen Germans zur landesweiten Nummer zwei.

Heute zieht es vor allem jene Deutschen hierhin, die mit Finanzen zu tun haben. Kein Wunder, denn der Finanzsektor macht 35 Prozent des städtischen Einkommens von New York aus. Doch Deutsche werden hier nicht nur Broker. Ein nicht gerade kleiner Teil arbeitet auch in der Silicon Alley – dem stetig wachsenden High-Tech-Zweig mitten in Manhattan.

2. Las Vegas

Deutsche und die Stadt in der Wüste. Das ist nicht, wie man glauben könnte, eine rein touristische Liebesbeziehung. Im Gegenteil, vom Anbeginn über die gesamte wechselhafte Geschichte der Glitzerstadt spielten Deutsche eine veritable Rolle. Schon als sie 1905 gegründet wird, sind Germans dabei – sowohl als Soldaten im örtlichen Armee-Fort wie in der angrenzenden Siedlung. Der erste Bürgermeister von Las Vegas, Peter Buol, war beispielsweise Sohn eines deutschen Vaters und einer schweizerischen Mutter. Und Frank und Martha Matzdorf, die 1905 in einem Eselskarren in die Stadt kamen, legten sogar einen noch viel gewichtigeren Grundstein: Sie eröffneten das erste Hotel.

Und nach wie vor kommen viele Deutsche, die es heute als Auswanderer hierher verschlägt, in der gigantischen Tourismus- und Glücksspielindustrie unter. Aber, auch wenn dieser Zweig in Vegas überwiegt, war der Großraum doch seit jeher auch Arbeitgeber in ganz anderen Branchen. So ist er heute ein Magnet für Tech-Firmen aus dem Bereich Computerspiele und Telekommunikation. Ferner für Elektromobilität und Luftfahrt.  

In der Bay Area rund um San Francisco wird die Zukunft erdacht. Und viele schlaue deutsche Köpfe arbeiten mit an den Ideen.

3. San Francisco Bay Area

Nicht weniger als sieben Millionen Menschen umfasst die Bay Area, also die Metropolregion rund um die Bucht von San Francisco. Nicht nur das namensgebende Frisco gehört dazu, sondern auch Oakland, San José, Palo Alto und Sunnyvale – letzteres Herz des Welt-Hightech-Angelpunktes namens Silicon Valley.

Es gibt vieles, was Deutsche in diese Region zieht, die einen so weit von der alten Heimat wegführt, wie es auf dem Gebiet der kontinentalen US-Staaten überhaupt möglich ist. Nicht wenige kommen wegen des Klischees vom Land der Sonne. Tatsächlich kann die Bay Area mit einem ganzjährig unheimlich milden Klima aufwarten, das niemals ins Extreme abdriftet. Unter den beruflichen Aspekten ist es jedoch vor allem die Tatsache, dass die gesamte Region als der Welt-Mittelpunkt des und der Progressiven gilt. Hier gibt es keine Zauderer, keine Angst vor technischen Neuerungen. Hier gilt, dass grundsätzlich alles möglich ist, was Menschengeist erdenken kann. Ob das jedoch wegen der ganzen Tech-Firmen von Apple bis Tesla so ist, oder umgekehrt, ist eine typische Henne-Ei-Problematik.

Fakt ist aber auch: wer hier bestehen will, benötigt nicht nur Köpfchen und Pioniergeist, sondern auch Dollars. Die Bay Area gilt als eine der teuersten US-Regionen mit exorbitanten Mietpreisen und hohen Lebenshaltungskosten.

4. Großraum Washington D.C.

Der District of Columbia. Der regierende Mittelpunkt der USA und nebenbei Heimat der wohl (politisch) mächtigsten Menschen auf diesem Planeten. Kein Wunder also, dass es auch viele Deutsche hierhin zieht. Allerdings, im Gegensatz zu allen anderen Regionen mit einem auffälligen Passus: Washington ist auch die Stadt, in der die allermeisten Deutschen leben, die nur temporär hier sind.

Das liegt daran, dass die Stadt am Potomac auch Zentrum der internationalen Politik in den USA ist. Botschaften und Konsulate gibt es hier, Vertretungen internationaler Konzerne, von Wirtschaftsverbänden. Dazu Presse, NGOs, Hilfsorganisationen. Das führt dazu, dass ein Großteil der Deutschen, die vom Arbeitgeber in die USA abkommandiert werden, hier landen – natürlich samt Familie. Das erklärt auch den hohen Anteil an internationalen Schulen im Großraum D.C.

Und: Washington ist der Ort, den irgendwann jeder reisende Amerikaner mal zu Gesicht bekommt. Hier findet sich eine enorme Menge an Institutionen, die sowohl für die Geschichte der USA wie ihr staatliches Selbstverständnis von zentraler Bedeutung sind. Das Weiße Haus, als Zentrum der Macht, ist nur eine davon. Hinzu kommen das Kapitol, das Lincoln Memorial, das Smithsonian Institute, der Arlington Nationalfriedhof (ein wichtiger Beisetzungsort vieler Präsidenten und anderer, für die US-Geschichte zentraler Persönlichkeiten). Das führt dazu, dass Washington D.C. auch einen großen Tourismussektor hat, der ebenfalls Arbeitsplätze en Masse bietet.

Florida ist zwar nicht nur Tourismus, aber Sonne und ewiges Strand-Feeling sind schon sehr angenehme Nebenargumente für deutsche Auswanderer.

5. Florida

Im ersten Abschnitt dieses Artikels war die Rede von US-Gemeinden, in denen besonders viele gebürtige Deutsche leben. Zwar gibt es diese überall in den USA, besonders auffällig ist jedoch eine Massierung im „Zipfel“ von Florida. Und das hat durchaus mehrere Gründe, darunter einen sehr klassischen.

Florida ist von all den vielen US-Staaten mit ganzjähriger Sonnenscheingarantie derjenige, der – räumlich gesehen – am dichtesten an Europa liegt. Und so, wie der Staat genau deshalb als „Amerikas Altersruhesitz“ gilt, weil es so viele US-Rentner hierhin verschlägt, sieht es auch bei den Einwanderern aus: Auffällig viele Deutsche hier haben die Lebensarbeitszeit bereits beendet und sind hierhin gekommen, um ihren Lebensabend ohne Heizung, Jacke und Pullover zu verbringen.

Allerdings wäre es eine Erfüllung sämtlicher Klischees, Florida nur an Senioren festzumachen. Denn tatsächlich ist der Staat, vor allem das Gebiet rings um seine wichtigste Metropolregion, Miami, auch ein enorm wichtiger ökonomischer Triebmotor für das gesamte Land. Durch die vielen großen Häfen im Staat ist Florida ein Drehkreuz für den Seehandel, vor allem in die Karibik, nach Südamerika und Afrika und ferner auch die Kreuzfahrttouristik – PortMiami etwa ist der weltgrößte Kreuzfahrtschiffhafen.

Auch die großen Öl- und Gasfelder im Golf von Mexiko sind nicht weit. Zudem vieles, was irgendwie mit dem Export von Gütern nach Übersee zu tun hat. Kein Wunder also, dass sehr viele deutsche Konzerne in Florida eigene Büros betreiben.

Fazit

Die USA sind trotz aller transatlantischen Krisen der vergangenen Jahre nach wie vor das wichtigste Ziel für deutsche Auswanderer, die dem Kontinent ganz den Rücken kehren möchten. Und obschon sich im Lauf der Geschichte die Reiseziele gewandelt haben, sind die Regionen, in die es unsere Landsleute heute noch zieht, nicht viel anders als diejenigen, die auch unsere Vorväter anlockten, als Deutschland noch eine Monarchie war.    

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