Westliche Frau in Stadt in Asien

Manchmal fühlt man sich auch unter vielen Menschen sehr einsam.

Zufrieden im Ausland leben und Arbeiten

04.10.2016

In ein neues Land zu ziehen, ist eine mutige Entscheidung. Die Diplom-Psychologen Nora Thiemann und Klemens Lühr geben einen Einblick in häufige Themen und haben Tipps für einen guten Umgang mit den Herausforderungen im neuen Land. Was Auswanderer bewegt, erfahren sie in ihrer psychologischen Video-Beratung. Dort treffen sie Klienten, die auch vor Hindernissen bei ihrem Vorhaben standen. 

Wie fremd ist das Fremde eigentlich? 

Manchmal kommt es dazu, dass wir in einem neuen Land Menschen begegnen, deren Verhalten uns seltsam vorkommt, uns sogar verärgert oder Angst macht. Hier empfiehlt sich, sich die Frage zu stellen, welche Anteile mit dem kulturellen Hintergrund und welche Anteile mit der Persönlichkeit der Person erklärt werden können. Nur wenn Sie beide Anteile betrachten, nähern Sie sich der Wahrheit.

Bekannt ist, unsere Meinungen, unser Verhalten, unsere Werte und Überzeugungen hängen davon ab, wie und wo wir aufwachsen. Obwohl vieles für uns selbstverständlich ist, können unsere Eigenheiten in einem neuen Umfeld auf Unverständnis stoßen. So auch anders herum. In Fortbildungen und Trainings können wir viel von der "fremden Kultur" und dem guten Umgang damit erfahren.

Dennoch vergessen wird manchmal: vor uns steht auch eine eigene Persönlichkeit. Interkulturelle Trainings übertreiben leider oft die kulturellen Unterschiede oder produzieren sie sogar erst in den Köpfen der Teilnehmer. Schnell bilden sich Schubladen, die dann den Blick auf die einzelnen Menschen überdecken.

Versuchen Sie, ähnlich einem Wissenschaftler, eine möglichst neutrale Haltung einzunehmen und viel neugierig zu beobachten. Oft teilen Menschen verschiedener Länder, die das gleiche Geschlecht, Alter oder Interessen haben, sogar mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in ihrem Denken und Handeln.

Wann komme ich endlich an?

Auswanderer möchten in der Ferne eine neue Heimat finden. Dabei treffen große Erwartungen auf große Veränderungen. Diese Erfahrungen können interessant und bereichernd sein, erfordern jedoch auch eine enorme Anpassungsleistung von uns. Der Anthropologe Oberg beschrieb in den 50er Jahren unterschiedliche Entwicklungsphasen des "Ankommens", in denen sowohl Begeisterung als auch Zweifel erlebt werden.

Unser Tipps: Lassen Sie sich Zeit beim Ankommen in Ihrer neuen Heimat. Setzen Sie sich nicht unter Druck, wenn die Anfangseuphorie nachlässt oder sogar Heimweh einsetzt. Wahrscheinlich kommen und gehen belastende Gefühle wieder. Seien Sie geduldig und schauen ganz bewusst, wann und warum sich positivere Gedanken und Gefühle wieder einstellen.

In Zeiten der Unsicherheit hilft oft die Frage: Wie habe ich es früher geschafft? Wahrscheinlich haben Sie schon vorher im Leben kleinere oder größere Krisen erlebt. Jeder Mensch hat ganz persönliche Strategien, schwierige Situationen zu bewältigen. Die Antwort auf diese Frage kann Ihnen helfen, sich an solche Momente zu erinnern. Sicher sind die Bewältigungsstrategien, die Sie bereits früher erfolgreich angewendet haben, auch jetzt nützlich.

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Über die Autoren:

Nora Thiemann und Klemens Lühr sind Diplom-Psychologen und Gründer von Psychologen-Online. Per Videokonferenz bieten sie psychologische Beratung, Coaching und Erziehungsberatung an – für deutschsprachige Menschen, die im Ausland arbeiten und leben. Eigene Erfahrungen im Ausland haben sie in Lebens- und Arbeitsaufenthalten in Mexiko, England und Nicaragua gesammelt.

Mehr Informationen auf www.psychologen-online.com