Neben einer neuen Sprache und einer anderen Kultur kann auch der Straßenverkehr im Ausland für verschiedene Herausforderungen sorgen, allen voran der Linksverkehr. Wer zum ersten Mal „auf der verkehrten Seite“ der Straße fährt, muss sich an einige neue Dinge gewöhnen und verschiedene Punkte beachten. Anhand ausgewählter Länder zeigen wir, welche Tücken dabei zu bewältigen sind.  

Linksverkehr weltweit verbreitet

Der Rechtsverkehr in Deutschland und den umliegenden Ländern verleitet schnell dazu, auch in anderen Ländern vom normalen Fahren auszugehen. Dennoch gibt es weltweit und auch in Europa einige Länder, in denen Linksverkehr herrscht. Dazu zählen neben Großbritannien und Irland auch Malta und Zypern. Außerhalb Europas wird unter anderem in Australien, den Bahamas, der Dominikanischen Republik, Japan, Südafrika, Indien und in Thailand auf der linken Straßenseite gefahren. Das macht immerhin ein Drittel der Weltbevölkerung aus.

In insgesamt 58 Ländern der Welt fahren Autos, Roller, Fahrräder und andere Fortbewegungsmittel auf der linken Straßenseite. Diese Tatsache ist geschichtlich gesehen nicht verwunderlich. Früher fuhren rechtshändige Kutscher auf der linken Straßenseite, damit sie beim Ausholen mit der Peitsche die hinter ihnen sitzenden Fahrgäste nicht trafen. Erst seit 1968 gilt in den meisten europäischen Ländern das Rechtsfahrgebot. Weltweit treffen Urlauber immer wieder auf den ungewohnten Linksverkehr.

Vorbereiten auf die veränderten Bedingungen

Bevor zum ersten Mal in einem Land mit Linksverkehr gefahren wird, hilft es, sich auf Parkplätzen oder wenig befahrenen Straßen zuhause mit den veränderten Bedingungen vertraut zu machen. Soll das eigene Auto ins Ausland mitgenommen werden, konnte beispielsweise das Einparken auf der linken Straßenseite bereits in Deutschland getestet werden. Nach einigen Tagen Praxis sind die meisten Fahrer an das Linksfahren gewöhnt.

Zudem ist es empfehlenswert, sich für die erste Fahrt auf der linken Seite ein kleineres Auto mit dem Lenkrad auf der rechten Seite zu mieten. So kann sich der Fahrer auch mit der anderen Innenausstattung, wie etwa dem Ganghebel auf der anderen Seite auseinandersetzen.

Egal ob kurzer Aufenthalt oder wenn der Wohnsitz ins Ausland verlagert werden soll, nicht nur der Linksverkehr stellt eine Hürde für deutsche Autofahrer dar. Es ist sinnvoll, sich frühzeitig über sämtliche länderspezifischen Regelungen zu informieren. Neben abweichenden Verkehrsregeln funktioniert auch das Tanken oft anders, als wir es hierzulande gewohnt sind. Um unnötige Strafen zu vermeiden, sollte zudem ein Blick auf den notwendigen Versicherungsschutz geworfen werden. Wichtig ist auch, alle erforderlichen Dokumente stets griffbereit zu haben.

Mit dem Auto auf Malta unterwegs

Wer mit dem Auto nach Malta fährt, wird spätestens nach dem Verlassen der Fähre mit dem Linksverkehr konfrontiert. Besonders Kreisverkehre sind eine große Umstellung. Aber auch das Abbiegen und anschließend wieder richtige Einordnen sorgen immer wieder für Schwierigkeiten. Hohe Konzentration, kurze Strecken und das Gewöhnen an den Linksverkehr außerhalb von Großstädten sind daher empfehlenswert.

Tipp: Oft kommen Unfälle dadurch zustande, dass ungeübte Linksfahrer zu weit am linken Fahrbahnrand fahren und dadurch parkende Autos beschädigen. Die Orientierung am Mittelstreifen kann dagegen helfen.

Neben der landesüblichen Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h innerorts und 80 km/h außerhalb der Ortsgebiete zählt die Vorfahrtsregelung zu den wichtigsten Verkehrsregeln: Auf Malta herrscht wie in anderen Ländern mit Linksverkehr dennoch die Vorfahrtsregel rechts vor links. Ebenfalls gleich sind die Vorschriften zu Gurtpflicht, Handyverbot am Steuer und Falschparken. Lediglich die Promillegrenze ist im Vergleich zu Deutschland leicht erhöht.

Überlandfahrten und Städte auf Malta

Die Straßen Maltas sind bis auf eine Ausnahme gebührenfrei befahrbar. In Valletta gibt es eine Maut für maltesische Fahrzeuge, die im Stadtgebiet von Montag bis Freitag zwischen acht und 18 Uhr fahren oder parken. Ausländische Autos sind von den Mautgebühren ausgenommen und müssen daher nur beim Buchen eines Mietwagens beachtet werden. Gekennzeichnet sind die Mautzonen durch rote Verkehrszeichen, auf denen CVA (Controlled Vehicular Access) zu lesen ist. Wer erst ab 14 Uhr nach Valletta fährt, am Wochenende oder an Feiertagen in der Stadt unterwegs ist, muss keine Mautgebühren zahlen.

Tipp: Es gibt bestimmte Zufahrtsstraßen und Parkplätze in Valletta, die gebührenfrei sind.

Linksverkehr in Großbritannien

England ist durch die Verbindung des Eurotunnels zwischen Frankreich und Großbritannien oder per Fähre mit dem Auto erreichbar. Sobald das Auto auf dem Güterzug abgestellt ist, dauert die Fahrt durch den „Chunnel“ lediglich 35 Minuten. Wer lieber den Ausblick genießen und die weißen Felsen am gegenüberliegenden Ufer bestaunen will, kann sein Auto auf der Fähre nach Großbritannien fahren lassen. Diese Art des Übersetzens ist günstiger als der Eurotunnel, dauert aber rund 90 Minuten.

Sobald die Autos den Tunnel oder die Fähre verlassen haben, herrscht Linksverkehr. Der Vorteil liegt darin, dass sich die Autos in Kolonne nach der Über- oder Unterfahrt des Ärmelkanals auf den Straßen bewegen. Wer zum ersten Mal links fährt, kann sich so leicht an dem vorausfahrenden PKW orientieren. Anders als auf Malta gelten in Großbritannien selten die links vor rechts Regelungen, sondern die Kreuzungen sind mit entsprechenden “Give Way”-Hinweisen beschildert. Findet sich an einer Kreuzung kein Schild, ist defensives und abwartendes Fahren zu empfehlen.

Sobald das eigene Auto in England angekommen ist, sollten die Scheinwerfer umgestellt werden. Diese sind in PKWs, die auf der rechten Spur fahren so justiert, dass sie besonders den rechten Fahrbahnrand ausleuchten. Im Rechtsverkehr kann der Fahrer so den Abstand zu parkenden Autos oder anderen Hindernissen besser erkennen. In England führt diese Einstellung jedoch dazu, dass die entgegenkommenden Autos auf der rechten Spur geblendet werden. Für verschiedene Fahrzeug- und Scheinwerfermodelle sind jeweils passend zugeschnittene Abklebefolien erhältlich, mit deren Hilfe die Umrüstung schnell erledigt werden kann.

Tipp: Autos mit Automatik erleichtern das Fahren auf der linken Straßenseite zusätzlich.

Maut für London

Mautgebühren fallen in Großbritannien größtenteils im Großraum London an. Aber auch die Autobahn M6 nördlich von Birmingham, einige Tunnel und Brücken sind gebührenpflichtig. In London gilt die Umweltzone, die auch Niedrigemissionszone oder LEZ (Low Emission Zone) genannt wird. Allerdings sind PKW oder Wohnmobile bis einer Grenze von 2,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht von der Regelung ausgenommen.

Für normale PKWs muss im Zentrum von London eine Innenstadtmaut gezahlt werden. Diese Gebiete sind durch ein weißes C auf rotem Hintergrund gekennzeichnet. An den Zufahrtsstraßen des Bereichs werden die Nummernschilder der Autos elektronisch erfasst. Bezahlen können Urlauber die Maut telefonisch, online oder in Parkhäusern innerhalb der Mautzone.

Geteiltes Zypern

Wer auf Zypern flexibel mit dem eigenen Auto unterwegs sein will, sollte neben dem Linksverkehr auch die Teilung der Insel beachten. Der südliche Teil zählt zu Griechenland, während der nördliche zur Türkei gehört. Hier gelten dann unter Umständen abweichende Verkehrsregeln.  

Besondere Hürden lauern auch bei einem Mietwagen. Es sollte beachtet werden, dass es zu Problemen kommen kann, wenn das Auto im griechischen Teil von Zypern gemietet wurde und der türkische Bereich befahren werden soll oder andersherum. Es ist daher zu empfehlen, für die zwei Teile Zyperns je einen Mietwagen zu buchen. Weder im nördlichen noch im südlichen Teil von Malta fallen Mautgebühren an.

Auf der gesamten Insel herrscht Linksverkehr. In den Mietwagen, die auf Linksverkehr ausgerichtet sind, sitzt der Fahrer auf der rechten Seite des Autos. Entsprechend wird mit links die Schaltung bedient. Eine Sorge weniger bereiten aber Gas, Kupplung und Bremse: Sie sind auch im Linksverkehr in der gewohnten Reihenfolge.

Tipp: Bei der Auswahl des Mietwagens sollte ein Modell gewählt werden, mit dem sich der Fahrer bereits auskennt und nicht zusätzlich nach Blinker und Scheibenwischer suchen muss.

Fazit

Gute Vorbereitung ist das A und O. Wer sich für seinen Lebensmittelpunkt ein Land mit Linksverkehr auswählt, kann im Vorfeld zuhause üben. In der ersten Zeit ist dann im Straßenverkehr besondere Vorsicht angeraten. Unvorhergesehene Situationen und viele neue Eindrücke können beim Fahren Stress hervorrufen. Langsam zu machen ist dann stets die bessere Alternative. Nach kurzer Zeit entwickelt sich in der Regel jedoch auch das Fahren auf der anderen Straßenseite zur Routine.